Liebe und Angst
Ich weiß gar nicht, wer diesen Mythos als erstes in die Welt gesetzt hat, Angst sei das Gegenteil bedingungsloser Liebe. Irgendwer muss es gewesen sein, und dann hat sich der Satz irgendwie verselbständigt.
Jeder spirituelle Lehrer, der was auf sich hält, spricht ihn nach. Sicher sind viele dabei, die ihn ganz oben auf ihrer Agenda haben. Noch mehr, die meinen, selbst Erfinder dieser Wahrheit zu sein. Möglicher Weise gibt es sogar ganz weise Menschen, die glauben, dass er wahr sei.
Ist das so?
Ist es MEINE Wahrheit?
Ich habe das Glück, dass mein erster spiritueller Lehrer Christian Gärtner war. Und das Christian Gärtner so bescheiden, oder so weise ist, nichts als eine ultimative Wahrheit zu verkaufen. Einer seiner Lieblingssprüche ist: „Höre alles – glaube nichts“. Oder wie er uns immer gesagt hat: „Ist es DEINE Wahrheit?“
Meine ist es nicht.
Christian war auch der erste, der nicht brav nachgebetet hat, was andere vorbeten, der nicht Liebe als das Gegenteil von Angst verkauft hat.
Nein, er war der erste, der uns den Raum gehalten hat in einer seiner Unstoppable Me Online-Kurse, und gesagt hat, die Liebe hat die Kraft, die Angst zu halten. Ja, genau das habe ich bei Christian Gärtner gelernt. Den Raum gehalten zu bekommen – und den Raum zu halten. Mit bedingungsloser Liebe. Mit Anerkennung von ALLEM, was ist.
Er hat es als fast schüchterne Frage formuliert. Was, wenn die Liebe die Angst hält? Wenn ALLES sein darf. Auch die Angst. und bedingungslose Liebe einfach größer ist?
„Mit Liebe die Angst halten“, so habe ich es mitgeschrieben.
Und in der Tat, DAS ist genau MEINE Wahrheit.
Es gibt das schöne Kinderlied: Gottes Liebe ist so wunderbar.
Ich schaue mal nach, ob ich den Liedtext finden kann.
Gottes Liebe ist so wunderbar
Gottes Liebe ist so wunderbar
Gottes Liebe ist so wunderbar
So wunderbar groß!
So hoch, was kann höher sein?
So tief, was kann tiefer sein?
So weit, was kann weiter sein?
So wunderbar groß!
Gottes Treue ist so wunderbar
Gottes Treue ist so wunderbar
Gottes Treue ist so wunderbar
So wunderbar groß!
So hoch, was kann höher sein
So tief, was kann tiefer sein
So weit, was kann weiter sein
So wunderbar groß!
Gottes Treue ist so wunderbar
Gottes Treue ist so wunderbar
Gottes Treue ist so wunderbar
So wunderbar groß!
So hoch, was kann höher sein
So tief, was kann tiefer sein
So weit, was kann weiter sein
So wunderbar groß!
Gottes Gnade ist so wunderbar
Gottes Gnade ist so wunderbar
Gottes Gnade ist so wunderbar
So wunderbar groß!
So hoch, was kann höher sein
So tief, was kann tiefer sein
So weit, was kann weiter sein
So wunderbar groß!
Gottes Hilfe ist so wunderbar
Gottes Hilfe ist so wunderbar
Gottes Hilfe ist so wunderbar
So wunderbar groß!
So hoch, was kann höher sein
So tief, was kann tiefer sein
So weit, was kann weiter sein
So wunderbar groß!
Genau. Das ist MEINE Wahrheit.
Ja. JAAA. Liebe kann das. Wer oder was sonst?
Liebe schafft das.
Gott schafft das.
Wieso sollten wir wieder etwas von uns in den Keller stecken?
Wieso uns selbst wieder beschneiden?
Verteufeln?
Nur wenn ALLES sein darf, kann ich GANZ sein.
Und zu ALLES, gehört definitiv auch meine Angst.
Wie könnte Liebe nicht größer sein, als meine Angst?
Wie kann irgendjemand auf die Idee kommen, meine Angst wäre nicht OK? Nicht gerechtfertigt?
Was wäre Mut, wenn es keine Angst gäbe?
ALLES darf sein. Ich darf sein. Ich darf GANZ sein.
Meine Angst darf sein.
Und ich darf meine Angst mit meiner bedingungslosen Liebe halten.
Kleiner Exkurs in mein Leben. In unser Leben.
Das Leben über der Angstschwelle.
In Bad Oexen zur familienorientierten Reha 2020, als ich mit meinem kleinen Sohn nach erfolgter Intensivchemotherapie aufgrund von Leukämie dort alleine mit ihm in unsere neue, kleine Familie hineintherapiert wurde, um zurück ins Leben zu finden, habe ich es es das erste Mal verstanden. Das Leben über der Angstschwelle.
Ich habe verstanden, was es mit Eltern macht, deren Kinder lebensbedrohlich erkranken, sei es durch einen Herzfehler, Krebs oder einen Unfall. Kinder die unheilbar krank sind. Kinder, deren Lebensqualität diametral zur Lebensdauer steht – und Eltern die die Verantwortung tragen, darüber zu entscheiden, was Lebensqualität ist, ob und wann Leiden enden und Sterben erlaubt sein darf. Die im Konflikt stehen, ihr Kind zu lieben, und es leiden sehen oder sterben lassen müssen. Die halten, die den Faden halten, den Faden des Lebens, der Liebe und der Verantwortung.

Eltern, die über einen sehr langen Zeitraum, über viele Wochen, Monate, manchmal Jahre in dieser Ungewissheit schweben, es könnte jederzeit etwas passieren. Die in ständiger Sorge, in ständiger Angst, in ständiger Verantwortung leben.
Die NIE loslassen. Die NIE entspannen können.
Weil wenn sie auch nur einmal den Faden loslassen, die Katastrophe passiert. Oder zumindest passieren könnte. Dies ist ein nicht zu ertragender Dauerzustand für unsere Spezies.
Was passiert bei diesem Leben über der Angstschwelle?
Wir sind genetisch Urmenschen. Unser gut ausgeklügeltes Hormonsystem ist für kurze Sequenzen extremer Bedrohung geschaffen.
Die Psychologin Mona Stöcker in der familienorientierten Reha in Bad Oexen hat das so formuliert:
Der Mensch ist so konzipiert: Es raschelt im Gebüsch, wir erschrecken. Der Sympathikus springt an, Adrenalinspiegel steigt, bei häufigerer Überschreitung der Angstschwelle steigt auch der Cotisolspiegel.
Unser Gehirn aktiviert die Areale, die für Überlebensinstinkte zuständig sind. Die Großhirnrinde und das Gedächtnis werden abgeschaltet. Ganz nebenbei werden alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert, die nicht dem unmittelbaren Überlebensreflex dienen, die da wären Flucht, Kampf oder Erstarrung. Also wird auch die Verdauung runtergefahren. Die Gefäße verengen sich. Der Magen verkrampft. … Schweißausbrüche, Atemnot, Herzflimmern. Jeder kennt das.
Doch was, wenn im Gebüsch weder der Löwe noch der Hase steckt, sondern ein Feind, der nicht so schnell zu bezwingen ist – oder der einen nicht so schnell frisst 😉 wie ein Tiger?
Was wenn der Blick in das raschelnde Gebüsch eine lebensbedrohliche Erkrankung, ein Unfall, eine Behinderung, ein Tumor oder ein Organfehler ist? Was, wenn die Angst gerechtfertigt ist? Und was, wenn die Angst anhält? Weil das Ereignis anhält?
Wie kann man Eltern sagen, Angst sei das Gegenteil von Liebe?
Angst ist ihr Ausdruck von Liebe.
Angst ist das, was ihnen bleibt, als Versuch, die elterliche Fürsorge wahrzunehmen.
Angst ist Verantwortung.
Angst IST Liebe.
Es hat lange gedauert, bis ich es verstanden habe. Verstanden habe, dass ich normal bin. Dass ich richtig bin. Dass wir richtig sind. Dass es ganz normal, geradezu selbstverständlich, ja zwingend so ist, dass diese Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, die wir stressbedingte psychosomatische Krankheiten nennen. Dass es einfach zu viel ist. In den Burnout führt. In die Depression. In die Pseudodemenz. In das gesellschaftliche Unverständnis. In die Trennung.
Es ist normal, dass das Gehirn aussetzt. Dass es Dinge, Zeiten, Erlebnisse abspaltet. Versteckt. Vergräbt.
Es ist normal, dass hinten runterfällt, was nicht existenziell, lebenserhaltend notwendig ist.
Weil wir Menschen sind.
Weil wir sind.
Liebe darf als Mantel um alles sein
Ein wesentlicher Teil meiner Botschaft ist, dass Liebe als Mantel um alles sein darf. Dass es nicht ein Gegeneinander ist, ein entweder ich fühle Aggression, ich fühle Wut, ich fühle Zorn, ich fühle Aggression, ich fühle Angst – oder ich liebe oder ich vertraue oder ich bin offen in der Bedingungslosigkeit, in der Hingabe, im Vertrauen. Nein, es ist ein Sowohl-als-auch, ein Trotzdem. Und die Liebe ist der Mantel. Je höher das Gefühl schwingt, desto weiter außen kann es sein und alle anderen Gefühle umfassen, umschützen, Geborgenheit spenden, Wärme. Diese Annahme von allem was sein darf, den Raum halten. Ja Liebe, Vertrauen, Bedingungslosigkeit, Hingabe an das Leben, Freunde das sind die Dinge die den Raum schaffen und halten für Wut, für Zorn, für Angst. Das ist das goldene Ei um das, was im Kern sein darf. Der wahre Schutzmantel ist unsere Liebe. Und was schützt er?
Er schützt unser wahres Sein. Und was ist unser Wahres sein? Unser Wahres sein ist alles, bis in die tiefsten Tiefen, alles was wir fühlen, alles was wir denken, alles was wir tun, alles das sind wir. Und dieser Mantel der Liebe umhüllt genau das, das ICH BIN.
Was ist denn das ICH BIN, wenn ich nur eine Hälfte von dem sein darf, wenn ich nur die hochschwingende Seite sein darf von mir? Dann bin ich nicht ICH BIN, dann bin ich nur 1/2 ICH BIN mathematisch betrachtet. Und in echt heißt es nur, ich verleugne, ich sperre wieder in den Keller, das was nicht sein darf, das was nicht gesehen werden darf. Das, was nicht hoch genug schwingt, um spirituell, religiös oder wie auch immer ethisch, moralisch akzeptabel zu sein. Indem ich wieder das in den Keller sperre, was mich wütend macht und mein Ausdruck der Wut, das was mir Angst macht und mein Ausdruck der Angst. Das was diesem Zorn Worte verleiht, Gedanken, Wünsche, Aggression, Energie und der Auslöser für Zorn, all das soll ich wieder in den Keller sperren wozu? Damit ich mir wieder eine neue Hölle schaffe, damit ich mich wieder von mir selbst abspalte, damit ich bewusste dissoziiere? Warum? Das ist doch nicht der Himmel, das ist doch nicht die Lösung, wenn der Himmel das ICH BIN ist.
Was meint denn Eckart Tolle (Eine neue Erde) mit distanziere dich von deinem Schmerzkörper, komme aus der Identifikation mit dem Schmerzkörper? Soll ich denn nicht mehr ICH sein? Soll ich nicht mehr fühlen? Bin ich nicht mehr? Natürlich BIN ich. Natürlich identifiziere ich mich mit dem, was ich fühle, mit dem was ich erlebe, mit dem was mein Körper ist. Natürlich bin ich Körper. Natürlich bin ich Gefühl. Und natürlich bin ich, was ich erlebe. Was bleibt mir denn, wenn ich mich von all dem distanziere? Wenn ich mich selbst ironisiere, wenn ich in Dissoziation zu mir gehe? Was bleibt dann von mir? Ein Spiegel? Eine Hülle? Ein Bild? Eine Puppe? Was bin ich dann noch?
Bin ich dann irgend ein schwebender Geist, der in so einer heiligen Masse aufgeht von „wir sind alle eins“ und lass mich als materiellen Mensch irgendwo da unten verschmoren? Distanziere ich mich, indem ich mich hochspringe in 5D und lass mich unten hängen in 3D? Das kann ja wohl nicht gemeint sein. Ich bin. Ich bin heißt, ich bin. Ich bin komplett, ich bin ganz, ich bin von Gott gewollt, ich bin ein Geschöpf Gottes. Ich bin ein Gedanke Gottes, ein Funken Gottes, eine goldene Kugel, ein Schneeflöckchen von Gottes Geist, von Gottes Seele.
Wie kann ich dann irgendetwas an mir finden, finden wollen oder mir einreden lassen, dass es gefunden wird, was nicht Teil dieses goldenen Fünkchens ist, was nicht Teil dieses Wesens ist der Vollkommenheit? Wie sollte ich mich wieder verleugnen? Wie sollte ich denn gleichzeitig göttlich sein und sagen, alles was ich hier auf Erden bin, ist nur Abfall, ist nur Sünde, ist Materie und damit niedrig schwingend? Wie sollte ich denn gleichzeitig göttlich sein und alles was ich in echt fühle und erlebe, was meinen Körper bildet, was ich in dieser 3D-Welt erlebe, in diesem göttlichen Schauspiel, in diesem göttlichen Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel, wie sollte das alles nicht echt sein? Bin ich denn nur eine Marionette an Fäden von irgendwelchen Geistern? Nein ICH BIN. Ich bin vollkommen. Ich bin ganz. Ich bin ich. Ich bin.
Erst dann, wenn alles sein darf, kann es heilen.
Erst, wenn alles gesehen, verstanden, akzeptiert werden darf, kann es sich langsam lösen.
Wie geht man nun um, mit dem Leben über der Angstschwelle? Mit Eltern, mit Menschen, die dauerhaft über der Angstschwelle leben?
Was sagt man den Eltern?
Entspann dich mal?
Alles wird gut?
Du musst nur loslassen. Ihr könnt ja nicht loslassen. Ihr klammert ja. Ihr seid selber Schuld. ?
Oder wie mir gesagt wurde – KOMM aus der Opferrolle?
Das ist ein schönes neues Kapitel.
Oder – du musst das Schicksal annehmen. Wollt ihr nicht mal euern Sohn gehen lassen?
Noch krasser: Trinkt mal eine Tasse Kaffee zusammen. Dafür werden sich doch 5 min finden. …
Wie löst man die Situation auf?
Ganz ehrlich? – Ich weiß es nicht.
Zuerst einmal muss ja auch das Umfeld akzeptieren lernen. Akzeptieren, dass eben nichts mehr ist wie vorher. Dass auch die Eltern nicht mehr sind wie vorher.
Die meisten, die ich erlebt habe, hat das ganz eiskalt erwischt. Viele waren dabei, die mitten im Leben standen. Die sehr fürsorglich waren. Liebevoll. Geradezu hochschwingend.
Hat sie das vor diesem Schicksalsschlag bewahrt? Nein.
Meistens kam er von hinten. Manchmal von oben. Immer wie ein Schlag. Ein Tritt. Eine Keule.
Ist das fair?
Das Umfeld kann es – so meine Erfahrung – schwer ertragen, keine Antworten zu wissen.
Manchmal muss man die Fragen einfach stehen lassen.
Und ganz praktisch – den Eltern die ich kenne, ist nur damit geholfen, dass sie eine Möglichkeit bekommen, ihre Kinder in beste pflegerische Betreuung abgeben zu können. Mit der tausendprozentigen Sicherheit, dass sie JEDERZEIT, tags wie nachts, ob im Bett, im Urlaub oder beim Vorstellungsgespräch angerufen werden, wenn das Kind in akuter Gefahr schwebt.
Praktische Hilfe ist immer willkommen.
Erst wenn dieser Raum geschaffen wird. Der Raum kompletter Akzeptanz.
Und der Raum größtmöglicher Sicherheit und Fürsorge.
Erst dann können Eltern abschalten.
Erst dann trauen sie sich, den Faden loszulassen.
Erst dann können sie langsam lernen, wieder auszuschlafen. Zu verdauen.
Vielleicht den Blick auf Vogelgezwitscher, grüne Blätter, den Sonnenschein zu legen. Mal zum Friseur gehen, zur Kosmetik oder ein bisschen Sport treiben.
Vielleicht bleibt sogar Raum für ein erstes Gespräch, dass sich nicht um Sorgen dreht. Das nicht von Angst geprägt ist.
Wo Hoffnung keimen kann.
Wo ein erster tiefer Atemzug möglich ist.
Ein erstes Aufrichten.
Vielleicht auch einfach mal nur Nichtstun. Den Tag einfach so verstreichen lassen, ohne Uhr. Ohne Verantwortung, Ohne Kaffee.
Und dann, ganz langsam, kann Heilung geschehen.

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Zuerst einmal versucht sie, Stadt zu verstehen. Stadt besteht aus vielen Ebenen. Menschen, Geschichte, Natur, bebaute Orte. Es gibt gebaute Räume, Straßen, Plätze, die eine Hülle sind, für das, was wir öffentliches Leben nennen. Für Begegnung, Kommunikation.

Das Gesetz der Anziehung
oder:
Du musst nur hoch schwingen, und schon zieht du auf magische Art und Weise nur Erfolg, Glück und Wohlstand, Gesundheit und Fülle in dein Leben.